Friedrichshain-Kreuzberg
Interkulturelles Leben in Friedrichshain-Kreuzberg
Wer das erste Mal nach Friedrichshain-Kreuzberg kommt, wird auf zwei Welten treffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch zusammen gehören. Viele Kreuzberger schwören noch immer darauf, dass ausgerechnet ihr Bezirk der Beste in Berlin ist. Hier sind nicht nur die Nächte lang und die Musik Kult, sondern es ist auch immer etwas los. Friedrichshain ist dagegen etwas ruhiger gelegen. Hier erkannt man oft noch, dass der Bezirk einst zu Ost-Berlin gehörte und doch ist auch der Charme Friedrichshain etwas, das so schnell nicht vergessen wird.
Dabei ist Friedrichshain-Kreuzberg der zweite Verwaltungsbezirk Berlins, in dem 285.963 Einwohner leben. Das hier besonders viele Familien mit kleinen Kindern leben, liegt vielleicht auch mit daran, dass es der Flächen kleinste Bezirk Berlins ist, der 2001 durch eine Fusion der Verwaltungsreform entstand. Bis zu diesem Tag waren beide Bezirke unabhängig voneinander und doch ist es kein Wunder, dass diese beiden Teile Berlins zusammen geführt worden sind. Denn an keiner anderen Stelle Berlins liegt die Ost- und West-Berliner Geschichte so nah beieinander.
Von zwei getrennten Bezirken zum Ortsteil Friedrichshain-Kreuzberg
Wie viele andere Städte auch, hat Berlin seine eigene Geschichte. Wer hier auf die Suche nach der Vergangenheit geht, wird vielerorts fündig. Nicht nur, dass heute noch einige Teile so heißen, wie einst bei der Gründung Berlins, gerade in der Architektur haben die Jahre ihre Spuren hinterlassen.
Einst lag Friedrichshain, wie auch Kreuzberg außerhalb des eigentlichen Berlins, bis es eingemeindet wurde. Im 18. Jahrhundert kam zuerst der Teil um das Hallesche Tor herum hinzu. Die Stresemannstraße, die das Hallesche Tor heute mit dem Potsdamer Platz verbindet, hat seit dem viele geschichtliche Facetten erlebt. Einige sind davon heute noch zu sehen. Da gibt es zum einen ein Stück der Mauer und zum anderen der Anhalter Bahnhof. Ganz vorn, vom Halleschen Tor ausgesehen, liegt das Willy-Brandt-Haus, in dem ebenso viel Geschichtliches zu erfahren ist, wie in ganz Berlin. Weitere Teile kamen mit dem Bevölkerungswachstum des 19. Jahrhunderts hinzu.
Nach dem Berlin zwei Weltkriege überstanden hatte, waren nur noch Teile der Tempelhofer Vorstadt, wie auch der Luisenstadt unbeschädigt geblieben. Als im Juli 1945 die Hauptstadt aufgeteilt wurde, gehörte Friedrichshain zum amerikanischen Sektor. Der bekannteste Übergang nach Ost-Berlin, nach dem Mauerbau, war hier der Checkpoint Charlie. Ganz in der Nähe gelegen ist noch immer das Axel-Springer-Haus, in dem auch der gleichnamige Verlag seinen Sitz hat. Dieses wurde 1968 nach den Osterunruhen und dem Attentat auf Rudi Dutschke, von Studenten belagert, die damit die Herausgabe der Zeitung des Axel Springers Verlage verhindern wollten.
Zum Kultbezirk wurde Friedrichshain in den 1970er und 1980er Jahren. Noch heute ist der östliche Teil des Bezirks nach seiner alten Berliner Postleitzahl „SO 36“ bekannt. Hier hatte sowohl die Hausbesetzerszene, wie auch Alternativbewegung ihren Ursprung. Noch heute spürt man in keinem anderen Bezirk Berlins den Umbruch mit der Zeit wie hier. Mittlerweile leben in diesem Teil neben einkommensschwachen Berlinern auch 160.000 Einwohner mit Migrationshintergrund. Besonders wird dies rund um den Wrangelkiez und des Kottbusser Tors deutlich. Doch auch dies trägt dazu bei, dass Kreuzberg-Friedrichshain der Szenebezirk Berlins ist. Die einstigen Straßenschlachten zum 1. Mai, zwischen Randalierern und Polizisten, trugen ebenfalls dazu bei. Friedrichshain dagegen liegt eher im Schatten Kreuzbergs.
In Friedrichshain-Kreuzberg ist immer was los
Gerade für Berlin Besucher, die rund um die Uhr etwas erleben möchten, gilt Friedrichshain-Kreuzberg als Schwerpunkt des Besuchs. Hier sind nicht nur tolle Museen, wie das Currywurstmuseum, Gedenkstätten, wie der Checkpoint Charlie, sondern auch das Nachtleben zu erleben. Kein Bezirk ist bunter und verbindet soviel unterschiedliche Kultur miteinander, wie dieser Szenebezirk. Ob die Geschichte der Ost-Berliner Punks und Hausbesetzer erkundet werden möchte oder doch das türkische Leben Berlins, das Interesse der Besucher erweckt, all dies ist hier erfahrbar. Wer lieber tanzend die Nacht durchwandern möchte, kann besonders in Friedrichshain von einem zum anderen Club gehen. Nirgendwo sonst in Berlin ist die Clubdichte so nah wie hier. Da ist nicht nur für jeden etwas dabei, es findet auch jeder schnell Anschluss, der nicht allein bleiben mag.
Doch auch am Tag gibt es in Friedrichshain-Kreuzberg viel zu erleben. Wer sich für Gotik interessiert, sollte sich die Friedhöfe Friedrichshains nicht entgehen lassen. Die Zeit vom Mittelalter bis zur Neuzeit kann hier in vielerlei Hinsicht bewundert werden. Wer es nicht ganz so dunkel mag, für den bleiben neben Museen und Gedenkstätten auch Theater, Straßencafés und die Veranstaltungen der Straßenkünstler an der Oberbaumbrücke. Dieser Ort eignet sich nicht nur für Musikbegeisterte, sondern für alle anderen Kreativen gleichermaßen. Denn rund um die Oberbaumbrücke ist genug Platz für alle, die ihre Kreativität ausleben möchten.