Geschichtspark Zellengefängnis Moabit

Geschichtspark Zellengefängnis Moabit – Berlins wohl bizarrster Erholungspark

 

Bedrückend, beklemmend und zugleich entspannend sowie inspirierend – das Zellengefängnis Moabit – eine Gratwanderung zwischen Menschenwürde und Freizeitspaß.

1842 als erstes preußisches Gefängnis mit Einzelzellen statt einer Gemeinschaftsunterbringung errichtet, wurde in diesem damaligen Musterbau des Strafvollzuges die Isolationshaft quasi erfunden. Selbst beim sogenannten Freigang war es den Gefangenen unmöglich, mit anderen Leidensgenossen zu kommunizieren. Als Mahnmal für Verbrechen gegen die Menschlichkeit und zugleich als Naherholungsbereich für die Anwohner denkmalgerecht gestaltet, besitzt dieses Gelände eine ureigene Atmosphäre.

Du spazierst an tobenden Kindern vorbei, an Familien, die sich zum Picknick im Grünen gemütlich eingerichtet haben, bis dir eine 5 m messende Mauer die bevorstehende Reise in eine düstere Epoche ankündigt. Der durch dieses Ungetüm aus Backsteinen zweigeteilte Geschichtspark präsentiert grüne Oasen und sogar einige Kleingärten, nur einen Steinwurf vom Berliner Hauptbahnhof entfernt. Drei Zugänge in der Minna-Cauer-Straße, der Lehrter Straße und der Invalidenstraße, gestaltet wie Gefängnistore, erlauben dir den Zutritt in den Bereich, auf dem früher das Zellengefängnis stand. Die sternförmigen Gefängnisblöcke werden durch blühende Büsche symbolisiert und eine Zelle wurde nachgebildet. In dieser prangen an der Wand die Worte: „Von allem Leid, das diesen Bau erfüllt, ist unter Mauerwerk und Eisengittern ein Hauch lebendig, ein geheimes Zittern …“. Diese Zeilen stammen aus der Moabiter Sonette, geschrieben vom Dichter Albrecht Haushofer während seiner Haftzeit und kurz bevor er 1945 erschossen wurde.

Das Zellengefängnis Moabit wurde von den Nazis gerne als Inhaftierungsort für Angehörige des Widerstands genutzt. Ab 1940 wurden in Moabit neben Gefangenen der Strafverfolgungsbehörden auch Soldaten der Wehrmacht inhaftiert. Nach dem Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 nutzte auch die Gestapo das Gefängnis.
In der über 150-jährigen Gefängnisgeschichte sind etliche prominente Namen zu finden. Darunter Hans Lilje, der spätere Bischof, aber auch der ehemalige Stuttgarter Polizeidirektor Paul Hahn, Erich Honecker und etliche Jahre zuvor Friedrich Wilhelm Voigt – besser bekannt als der Hauptmann von Köpenick.

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