Olympiastadion mit Glockenturm
Olympiastadion und Glockenturm – ein Spiegelbild Berliner Geschichte
Ab 1909 galoppierten hier Vollblüter auf der Pferderennbahn Grunewald. 1913 wurde der Grundstein für das Deutsche Stadion gelegt, das für die weltkriegsbedingt abgesagten Olympischen Spiele 1916 errichtet wurde. Es wurde später gesprengt, weil das Nazi-Regime das Berliner Olympiastadtion mit mächtigem Glockenturm als Prestigebau errichten ließ.
Der Schutt des Deutschen Stadions, das nur wenige sportliche Glanzleistungen gesehen hatte, diente nur noch als Bahndammunterfütterung. Dafür entstand ein Monumentalbau, den der Architekt Werner March teilweise im Erboden verschwinden lies. Das gewaltige Bauwerk für damals 100.000 Zuschauer würde ansonsten noch imposanter wirken. Allerdings musste er sich dem Willen der Nazi-Führung unterwerfen und seinen deutlich feineren Entwurf mit grazilen Stahlpfeilern und viel Glas ändern. Gewollt war eine Arena nach antiken griechischen sowie römischen Vorbildern, denen das Berliner Olympiastadion ja auch recht ähnlich ist. Wer die Heimspielstätte des Bundesligisten Hertha BSC besichtigen will, sollte unbedingt auch die kaum bekannten Katakomben aufsuchen. Obwohl einige renoviert wurden finden sich noch immer verwinkelte Gänge, deren Wände mit Lobeshymnen auf den Duce und Adolf Hitler verziert sind.
Das Besucherzentrum des Berliner Olympiastadions ist direkt am Glockenturm angesiedelt. Dieser wurde auf Hitlers Wunsch errichtet, damit er und wenige geladene Gäste, aber auch Journalisten mit exzellenter Übersicht die Sportwettkämpfe bei der Olympiade in Berlin 1936 verfolgen konnten. In der Tat ist die Aussichtsplattform ein gelungenes Meisterstück, denn Spandau, der Alexanderplatz und bei klarem Wetter auch Potsdam sind zu sehen. Der Glockenturm wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, als das Filmarchiv im Keller ausbrannte. Die ursprüngliche, beim Feuer gesprungene Glocke ist vor dem Wahrzeichen ausgestellt. Der 2009 renovierte Turmbau kann mit einem gläsernen Aufzug besichtigt werden.
